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PEELED PENCIL, CHOKE

1914 veröffentlichte Gertrude Stein ihren ersten Prosatext "Tender Buttons" ("Zarte Knöpfe"). Er ist dreiteilig. Der Titel "Peeled pencil, choke" (etwa " Geschälter Stift, Choke") stammt aus dem ersten, "Objects" ("Dinge") genannten. Gertrude Stein, eine Freundin von Pablo Picasso, nannte einmal diese, verschiedene Objekte portraitierenden Texte, Stilleben.

Der Text zu "Peeled pencil, choke" ist so knapp wie sein Titel. Er heißt "Rub her coke" (etwa "Reib ihr Koks").

Frau Stein hatte immer empfohlen, ihre Texte laut zu lesen. Es ist ein Unterschied, ob man "Rub her coke" langsam oder schnell spricht. Allzuschnell wird der Sinn ein anderer. Je schneller man ihn spricht, desto dichter werden die Worte "rub" und "her". Sie werden zu dem Wort "rubber" ("Gummi"). Und ist bei schnellem Sprechen noch auszumachen, ob es "coke", "cock"   ("Hahn") oder "coat" ("Jacke") heißt?

"Rub" und "her" und "coke" enthalten perkussive Qualitäten. "Rub" ist härter als "her", jedoch weicher als "coke". "Coke" entspräche dem heftigen Auftreten des Fußes auf dem Boden, "rub" dem knallenden Klatschen und "her" dem Schlag auf die Brust.

Und noch etwas wird deutlich. Der laut lesende Leser (in diesem Fall ein vielstimmiger   Chor von laut lesenden Lesern) ist ein körperlich aktiver, sich perkussiv bewegender Leser. Er liest auch mit Händen und Füßen, oder anders gesagt, er "ringt" dem Text Qualitäten ab so, als ob er sich in einem Steinbruch der Sprache befände, der aufgebrochen werden muß.

(Programmnotiz zur Uraufführung 1994)

Mehr Infos: CHOR "Peeled Pencil, Choke "



 
       
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